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Australien-Reisebericht ´98 (1)

 

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Stichwortliste

 

TEIL 1

 

E

in Traum ist  wahr geworden, ein halbes Jahr reisen wir mit dem eigenen, aus Deutschland mitgenommenen, Geländewagen durch Australien. Auf über 24.000 km lernen wir die unterschiedlichen Seiten des Landes kennen: Strände und Meer, Berge und Schluchten, Outback und Wüste, Regenwald und Riff, wunderschöne Landschaften und schöne Orte, absolute Einsamkeit aber auch crowded places.

 

 

Schon 1989 hatte ich es geschafft, gleich nach dem Studium, für gute drei Monate nach Australien zu verschwinden. Offensichtlich muß ich mich damals mit dem "Virus Australius" infiziert haben, jedenfalls blieb die Reiselust auf dieses Land die ganze Zeit ungebrochen.

 

Viele der schönsten Gegenden Australiens blieben für mich auf der ersten Reise unerreichbar, da ich nur mit einem normalen PKW unterwegs war. Da diesmal der Schwerpunkt deutlich abseits der befestigten Wege lag, führte kein Weg an einem robusten Allradfahrzeug (4WD) vorbei. Als unsere Arbeitgeber nach langen Diskussionen freundlicherweise einer sechsmonatigen Beurlaubung zustimmten, verpackten wir also meinen zum Camper umgebauten Toyota Landcruiser (Toyo) in einen Container und schickten ihn voraus nach Perth. Nur vier Wochen später flogen wir hinterher und nach zwei Tagen Papierkram und Gerenne hatten wir den Toyo verzollt, angemeldet, versichert und mit australischem "TÜV" wieder in Besitz. (Verschiffung)

 

Einsame Strände

Fast zwei Wochen bleiben wir im schönen Perth, der Hauptstadt des riesigen West Australiens. Als erste Testfahrt unternehmen wir einen Abstecher ins Landesinnere, zum sogenannten Wave Rock. Dies ist der Name der Abbruchkante des Mt.Hyden, die aussieht wie eine versteinerte, perfekte Surfwelle.

 

Nördlich von Perth fangen schon nach wenigen Kilometern die wunderschönen Strände an. Hinter dem kleinen Ort Lancelin sind es die schneeweiße, riesige Dünen  die uns zum Verweilen einladen. Erstmals benötigen wir den Allradantrieb. Nach Reduzierung des Luftdruckes lassen sich die sandigen Passagen gut meistern und so finden wir herrlich einsame Übernachtungsplätze in den Dünen und am Strand. Über einen rauhen Track, teils am Strand, teils in den Dünen, kommen wir zu den Pinnacles. Diese bizarren Gebilde aus gelbem Sandstein sehen aus wie eine Mischung aus Termitenhügel und Grabstein. Der Wind hat im Laufe der Jahrtausende das umliegende, weichere Gestein weggeblasen, und die überlebenden, härteren  Gesteinsschichten stechen nun wie Nadeln aus dem Boden.

 

Denham, die westlichste Stadt Australiens liegt schon sechs Breitengrade nördlicher als Perth und dies macht sich wärmetechnisch sehr angenehm bemerkbar. Nun können wir auch abends ohne dicken Pulli draußen sitzen. Die eigentliche Attraktion dieser Gegend ist Monkey Mia. Hier kommen die Delphine bis an den Strand und lassen sich von den Rangern füttern. Leider ist dies sehr bekannt und so stehen viel zu viele Menschen im Wasser herum und wollen dieses Schauspiel beobachten.

 

Kurz unterhalb der Exmouth-Halbinsel überqueren wir den Tropic of Capricorn und sind damit in den Tropen. Dies macht sich durch einen weiteren Anstieg der Temperaturen deutlich bemerkbar, tagsüber ist es meist zwischen 30° und 35°C. Auf der Halbinsel finden wir wieder sehr schöne einsame Strände, die uns zu einigen Übernachtungen einladen. Von Coral Bay aus unternehmen wir eine Bootstour zum Riff und ich erlebe zwei schöne Tauchgänge.

 

Karijini Nationalpark

Nach all den schönen Stränden zieht es uns ins Landesinnere. Ein paar hundert Kilometer östlich erreichen wir den Minenort Tom Price. Hier wird Eisenerz im großen Stil abgebaut und es ist beeindruckend die dafür notwendige, monströse Maschinerie anzuschauen.

Der Karijini N.P. begeistert uns mit seinen wunderschönen Schluchten, besonders die Hancock Gorge hat es uns angetan. Das Wandern und Klettern in den meist engen Schluchten erinnert mich ein wenig an das Canyoning, nur das wir nun ohne Seil und Bergausrüstung unterwegs sind. Bei fast 40°C im Schatten ist es sehr anstrengend und schweißtreibend, macht aber viel Spaß. Zur Erfrischung findet sich meist ein natürlicher Pool mit kristallklarem Wasser.

 

Die Minengesellschaft stellt uns ein Permit zur Befahrung ihrer Privatstraße aus. Auf dieser Gravelroad kommen wir zügig nordwärts zum Milstream N.P. und finden am Deep Water Pool einen herrlichen Übernachtungsplatz. Leider hat Astrid beim letzten Stop die hintere Fahrzeugtür nicht richtig geschlossen. Diese hing nur in der ersten Raste und dichtete dadurch nicht vernünftig. Über anderthalb Stunden brauchen wir um das Wageninnere von dem eingedrungenen mikrofeinen, roten Staub zu befreien. Von nun an passen wir besser auf.

 

Eighty Mile Beach

Wieder zurück an der Küste, bekommen wir in Port Headland von Bob, einem freundlichen Polizisten, gute Tips für einsame Plätze entlang des Eighty Mile Beaches. Ohne langes suchen finden wir, dank dieser Informationen, herrliche, menschenleere Strandabschnitte. Wir bleiben für einige Tage ganz allein, beobachten Pelikane und Adler, sammeln Muscheln, baden und relaxen. Mit australischen Fischern, die wir an einem mangrovengesäumten Strand weiter nördlich kennenlernen, sitze ich eines abends bei ein paar Bierchen am Feuer und komme so in den Genuß von fangfrischen Krebsscheren und zusätzlichen Tips für die weitere Reise.

 

Unsanft müssen wir an einem Tiefsandstück feststellen, daß der Allradantrieb nicht mehr richtig arbeitet. Ohne Antrieb der Vorderräder bleibt der Wagen stecken und fängt an, sich hinten einzubuddeln. Nach einigem hin und her läßt sich der vordere Antriebsstrang dann aber doch knirschend zuschalten und wir können uns wieder befreien. Glück gehabt, ohne Allrad wäre es fast unmöglich gewesen, hier ohne Hilfe wieder wegzukommen. Dieser Fehler läßt sich nicht reproduzieren und tritt zum Glück auf der ganzen Reise nicht wieder auf.

In Broome angekommen, stürmen wir erst einmal die Post und freuen uns über einen dicken Stapel Briefe und Karten, die uns Freunde und Familie aus Deutschland geschickt haben. Die kleine Stadt mit ihren netten Stränden gefällt uns sehr gut und so bleiben wir fast eine Woche. Hier lernen wir Ivonne&Mark Piller kennen, ein Schweizer Pärchen, das schon seit Jahren in einem großen, selbst entworfenen Wohnmobil unterwegs ist. Über ihre Landroute via Iran, Pakistan und Indien haben die beiden ein interessantes Buch geschrieben.

 

In Broome besuchen wir auch die wirklich gute Krokodilfarm von dem selbst in Deutschland recht bekannten Malcolm Douglas. Wir nutzen den Vorteil einer Stadt und gehen einmal wieder richtig gut essen. Auch meinem Toyo soll es gut gehen, er wird in der Werkstatt gewartet und gepflegt.

Kurz vor Derby besichtigen wir den "Prison Tree". Dieser riesige Baobab mit 14 m Stammdurchmesser ist innen hohl und wurde früher bei Gefangenentransporten als Übernachtungsgefängnis genutzt.

 

Gibb River Road

Wir umgehen den offiziellen Einstieg in die Gibb River Road (GRR) und bleiben auf der No.1 bis Fitzroy Crossing. Nach einer Bootsfahrt in der nahen Geikie Gorge fahren wir nordwärts auf durchaus PKW-tauglicher Gravel Road zum Tunnel Creek. Über einige Verblockungen kletternd kommen wir in die vom Wasser in das 350 Millionen Jahre alte Riff gefressene Höhle. Im Schein der starken Taschenlampen sieht man manchmal die rötlich reflektierenden Augen der ungefährlichen Süßwasserkrokodile (Freshies), die mit einem das knie- bis hüfttiefe Wasser teilen. Die Wanderung ist kurz aber sehr schön und spannend.

 

Einige Kilometer weiter lassen wir uns im Campground der Windjana Gorge nieder. Dieses Camp bietet zu den in Nationalparks üblichen Pit Toiletts (Plumsklos) auch den Komfort einer Dusche. Die Freude an der Wanderung durch die weite Schlucht wird am nächsten Tag etwas durch den einsetzenden Regen getrübt. Das Bad zusammen mit den Freshies ist aber wieder ganz spannend. Trotzdem ja bekannt ist, daß die Tierchen ungefährlich sind, ist es schon ein merkwürdiges Gefühl mit ihnen baden zu gehen. Also bitte nicht nachmachen, schon gar nicht mir Kindern!

Der Regen hört freundlicherweise am nächsten Morgen wieder auf und der Ranger hat über Funk erfahren, daß die GRR weiterhin befahrbar ist. So steht dem Abenteuer nichts mehr im Wege. Zusammen mit Gerhard & Liane, die mit ihrem, ebenfalls aus Deutschland mitgebrachten, Unimog für ein Jahr in Australien unterwegs sind, begeben wir uns in eine der einsamsten Gegenden ganz Australiens. Die GRR, eine teilweise extrem rauhe Erdpiste, quert in Ost/West Richtung die größte Australische Bergkette, die Kimberley. Besonders im westlichen Teil sind die Kimberley durchzogen mit fantastischen Schluchten. Mal klein und überwuchert, mit niedlichen Bächen und Becken, mal weit und zerklüftet mit breiten Flüssen und kräftigen Wasserfällen die in große Pools stürzen. Jede Gorge ist auf ihre Art wunderschön und an einigen halten wir uns mehrere Tage auf. Immer werden die, bei großer Hitze ziemlich anstrengenden, Wanderungen durch ein Bad in den kristallklaren Pools belohnt.

 

Dadurch, daß diese Piste eigentlich nur für 4WD geeignet ist (direkt nach der Regenzeit kommen nach der Erneuerung der Piste auch einige normale PKW hier längs), sind all die schönen Plätze nicht überfüllt.

Ein besonderer Abstecher führt ab Gibb River nordwärts zu den Mitchell Falls. Diese 4WD-Strecke ist zum Schluß überhaupt nicht mehr instandgehaltenen und hat, neben netten Flußdurchfahrten, bedingt durch den vorherigen Regen auch noch eine üble Schlammpassage zu bieten. Mit etwas Glück und viel Fahrerfahrung (wie die Australier sagen: "always straight thru") kommen wir aber überall gut durch. Tiefe Bergungsspuren zeugen von weniger glücklichen Durchquerungsversuchen. Für den Unimog wird es teilweise recht mühsam, da er durch seine massiven Außenmaße Probleme auf sehr engen Abschnitten bekommt. Durch einen Ventilabriß kommen wir noch zu dem schweißtreibenden Vergnügen, einen dieser riesigen Unimogreifen zu reparieren.

 

Die Mitchell Falls sind die beeindruckendsten Wasserfälle in ganz Australien. Die Wanderung entlang des Flusses ist sehr schön, immer wieder hat man traumhafte Ausblicke. Wir lassen uns von einem Hubschrauber abholen und haben, neben dem tollen Blick von oben (die Türen sind für den freien Ausblick ausgebaut), viel Spaß an dem wilden Flug.

Auch der weitere Verlauf der GRR gefällt uns sehr und wir lassen uns viel Zeit. Insgesamt erlauben wir uns zwei Wochen für die gut 2.000 Kilometer, die durch die vielen Abstecher zusammenkommen.

 

Bungle Bungle N.P.

Der Bungle Bungle Nationalpark, etwa 400 km südlich von Kununarra, ist ein absolutes Highlight in Australien. Diese bizarre rote Felswelt hat auf der Westseite einen Zugang für Allradfahrzeuge. Von zwei Bushcamps aus kann man Wanderungen in diese herrliche Landschaft unternehmen. Die Schluchten und Spalten sind derartig schön, daß man sich einfach nicht satt sehen kann. Einige Tage verbringen wir damit, stundenlang herumzuwandern und immer wieder neue Schönheiten zu entdecken. Palmen und Farne, im Hintergrund der immer wieder anders geformte, rote Fels, dazu der knallblaue Himmel, es ist einfach überwältigend.

Waren es 1989 noch etwa 2.500 Besucher, ist deren Zahl in ´96 schon auf über 14.000 angewachsen. Da die Natur hier besonders empfindlich ist, werden immer mehr Stimmen laut, den Zugang zu diesem N.P. ganz zu sperren. Um dem entgegenzuwirken, tut jeder Besucher gut daran, sich wirklich extrem vorsichtig und rücksichtsvoll in dieser Umgebung zu verhalten. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, für einige aber leider offensichtlich immer noch nicht.

 

Nur eine Farm

Auf dem sogenannten "Big Run", einer Gravel Road Richtung Osten, überqueren wir die Grenze zum Northern Territory und stellen die Uhren anderthalb Stunden vor. Dies ist eine der zwei Zeitzonen auf der Welt, die nicht in das Weltzeitsystem passen.

Am Buchan Highway, wieder einmal ein Hwy. ohne Teerbelag, liegt die Farm Victoria River Downs. Dieser größte private Landbesitz Australiens ist so groß wie Holland, unvorstellbare 37.000 km²! Der Besitzer nennt, neben etlichen Hubschraubern und Flugzeugen, auch 250.000 Rinder sein eigen. Für unsere Verhältnisse kaum vorstellbar.

 

Die Jahrhundertflut

Die kleine Stadt Katherine am gleichnamigen River, hat es in diesem Jahr besonders hart getroffen. Auf 20,4 m stieg der Katherine River im Januar ´98 an und überschwemmte die gesamte Umgebung. Die Stadt stand komplett unter Wasser, selbst dem etwas höheren Woolworth stand das Wasser bis zum Dach. Jetzt, nur vier Monate später, ist davon nur noch wenig zu sehen. In einer beispiellosen Hilfsaktion, sicher vergleichbar mit der Oderkatastrophe, half das Militär und Spenden aus ganz Australien die Stadt wieder herzurichten. Nur wenige Läden haben den Schaden nicht überlebt.

Eine Kanutour in der Katherine Gorge, ein Besuch der Edith Falls und eines Rodeos runden den Besuch ab.

 

Litchfield N.P.

Auf dem Weg nach Darwin biegen wir in den östlich des Stuart Hwy.  gelegenen Litchfield N.P. ein. Früher ein etwas schwierig zu erreichender Geheimtip, ist der Park nun komplett von Teerstraßen durchzogen. Fast alle 4WD-Trecks in die einsamen, schönen Ecken sind gesperrt. Durch die Nähe zu Darwin und die einfache Zugänglichlichkeit ist der Park sehr voll, auf den offiziellen Campgrounds ist oft kein Platz zu bekommen. Schade, die sehr schöne Landschaft läßt sich mit so vielen Leuten nicht mehr so genießen. Dennoch ist der Park weiterhin einen Besuch wert. Die vielen Wasserfälle und Rockpools laden zum Baden ein und es gibt vieles anzusehen.

 

Über eine der noch übriggebliebenen Gravel Roads verlassen wir den Park und gelangen nach Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory (NT). Hier leben fast 50 Prozent der Gesamtbevölkerung des NT, ca.78.000 Menschen. Man kann sich die Bevölkerungsdichte des restlichen Gebietes, das immerhin fast 1,4 Mio km² umfaßt, gut vorstellen. In vier Tagen erkunden wir die Stadt und die Umgebung.

 

 

 

 

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